Kollektionsständer: Bilder von der Stange
Hintergrund
In den neunziger Jahren entstanden eine Reihe von „seriellen Bildern“. Dargestellt sind Wohnhausfassaden, deren Motive sich ähnlich wie bei Stoffmustern im Bildformat ständig wiederholen. Alle Bilder sind mit Ölfarbe auf Baumwolltuch mit Schwämmchen und Schablonen hergestellt.
Eine wesentliche Spannung entsteht durch den Kontrast zwischen der Wirklichkeit eines einzelnen orginalen Werkes, welches jedoch gleichzeitig ein serielles Motiv zeigt, das erweitert und ausgetauscht werden kann. Mit anderen Worten: Der Widerspruch ergibt sich aus der Parallelität von handwerklicher, künstlerischer Arbeit und der Orginalität eines Bildes auf der einen Seite und die Art und Weise der Darstellung des Motivs, das an industrielle Fertigungsweise und anonyme Massenware erinnert.
Konsequenterweise beinhaltet das Thema des seriellen Bildes die Möglichkeiten beliebiger Veränderungen des Bildformates sowie unterschiedlicher Kolorierungen.
Konzeption
So entstand die Idee für den „Kollektionsständer“, ein Gegenstand der in der Textilbranche verwendet wird. An diesem Kollektionsständer sollen nun nur noch Ausschnitte meiner Bildmotive, sozusagen als Beispiele, wie in einem Archiv hängen.
Der industriell vorgefertigte Kollektionsständer schien mir ideal zur Verwirklichung dieser Idee, außerdem impliziert er doppeldeutige Assoziationen zu den seriellen Architekturbildmotiven wie: „Wohnen von der Stange“ oder „Bilder von der Stange“.
Ich verwende einen industriell hergestellten Kollektionsständer aus Chromstahl. Daran hängen Musterlaschen (Fachausdruck der Textilindustrie für eine Art doppelten Kleiderbügel aus Pappe)
In diesen Musteraschen sind Ausschnitte der Bildmotive fixiert. Jede Lasche ist mit Namen, Titel des Motivs und dem Jahr seiner Entstehung gekennzeichnet.
Konsequenz
Das bisherige serielles Werk ist damit zwar nur ausschnitthaft, dafür jedoch in
sehr komprimierter Form zusammengefasst und auf die Spitze getrieben.
Eine logische Konsequenz dieser hier dargestellten Thematik liegt nun darin, daß
es möglich ist, „Bilder von der Stange“ bestellen zu können.
Der Auftraggeber kann anhand der Musterlasche das Motiv und die Größe des
zukünftigen Bildes bestimmen, das danach wiederum individuell hergestellt wird.
Gabriele Langendorf (1994)