Gabriele Langendorf im Interview mit J.H., August 2011
Frau Langendorf, warum malen Sie?
Ich mache es gerne, es ist sinnlich und ich arbeite gerne alleine und zurückgezogen im Atelier. Wenn es beim Malen gut läuft, ist es einfach das Größte. Aber ich male nicht nur, sondern ich zeichne auch. Die Zeichnung ist seit 2003 wieder verstärkt in den Vordergrund getreten. Malerei und Zeichnung sind die Ausdrucksmittel, in denen ich meine Bildvorstellungen am besten umsetzten kann.
Können Sie dies genauer beschreiben?
Es geht u.a. auch darum Entscheidungen zu treffen welche Bilder gemalt werden. Das hat bei mir eher mit eigenen Bildvorstellungen oder Interessen, als mit Theorien zu tun. Ich filtriere mit meinem Blick und meinen Mitteln was gemalt oder gezeichnet wird. Oder präziser ausgedrückt: In meiner Malerei konstruiere ich eigene Wirklichkeiten aus der Beobachtung meiner Umwelt. Ich übersetze Erfahrungen und Erlebnisse in eine bildnerische Form und lege dabei großen Wert auf den erkennbaren Bezug zur realen Welt.
Sehen Sie neben diesem Aspekt auch eine gesellschaftliche Aufgabe?
Wer sich auf meine Bilder einlässt und etwas mitnimmt, was zum Nachdenken anregt oder berührt, dann sehe ich meine Aufgabe erfüllt.
Woran arbeiten Sie gerade?
Seit längerem an großformatigen Bildern, Landschaften im weitesten Sinne, kleine Bleistiftzeichnungen auf Transparentpapier und ganz aktuell Öl auf Papier. Es sind nach Techniken getrennte Werkgruppen, die parallel entstehen und sich gegenseitig befruchten. Die Arbeitsweisen sind unterschiedlich. Die großen Leinwandbilder bauen sich eher zögerlich und abwartend in mehreren Schichten aus einem längeren Arbeitsprozess auf. Die Pausen dazwischen nutze ich um kleinere Papierarbeiten oder Zeichnungen anzufertigen. Zur Zeit sind das die "Atmosphärischen Störungen", schnell entstehende Papierarbeiten in denen sogar wieder Figuren auftauchen.
Was ist darauf zu sehen?
Auf dem Papier sieht man spontan gesetzte gestische Pinselspuren in denen präzise und detailgetreu gemalte menschliche Figuren Eingriffe in die gegebenen Flächen vornehmen. Die oft in Schutzanzügen gekleideten Figuren robben durch Farblöcher, hantieren an Farbschlieren oder verrichten andere seltsame Dinge. Durch diese Handlungen werden die abstrakt wirkenden Malgesten in einen neuen Zusammenhang gebracht, sie werden zu Landschaften.
Was für eine Bedeutung hat die menschliche Figur bei Ihnen im Bild?
Jahrelang überhaupt nicht, erst seit wenigen Jahren habe ich Spaß daran, sie in Bilder zu integrieren. Aber das muss nicht heißen, dass es zur ständigen Methode wird. Meiner Meinung nach sollten in der eigenen Arbeit Überraschungen möglich sein.
Was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft?
Was mich antreibt, ist der Ehrgeiz die eigene Arbeit ständig weiterzuentwickeln und zu verbessern. Ich bin selten zufrieden mit den Ergebnissen, stehe oft skeptisch den eigenen Arbeiten gegenüber.
Für die Zukunft wünsche ich mir genügend Zeit und Energie, damit ich produktiv weiterarbeiten kann.
Vielen Dank für das Interview